Game of Thrones – der Hype
OK wer schaut Game of Thrones? In einem recht schlauen Falter-Feuilleton-Artikel von Barbara Schweizerhof habe ich gelesen, dass es mittlerweile genau so peinlich ist, sich ur auf die letzte Staffel Game of Thrones (oder “GoT”, wie man angeblich sagt, ich habs aber noch nie wen so sagen gehört) zu freuen, wie nie Game of Thrones geschaut zu haben. Naja, ich weiß nicht, ob das so stimmt. Aber es stimmt schon: Wurscht, was man von GoT hält, drumherum kommt man jedenfalls nicht. Ich gehöre nicht zu den eingefleischten GoT-Fans der ersten Stunde, ich dachte immer, ich bin zu sensibel für eine so brutale Serie. Aber dann, im Herbst 2017, habe ich eine neue Serie gesucht, in die man schön reinkippen kann – und hab mit GoT angefangen. Und tatsächlich, ich mochte es: Die vielen Erzählstränge, die schönen Landschaften, die feschen Schauspieler_innen und natürlich den Pathos, der schmalzartig aus den epischsten Szenen tropft.
Natürlich komme ich als Radikalfeministin nicht umhin, mich zu fragen, wieso so oft Vergewaltigungen und andere Formen von sexueller Gewalt an Frauen gezeigt werden müssen, wieso es vor allem nackte Frauenhaut ist, die man sieht, und wieso jede Kultur, die in GoT gezeigt wird, so mega-patriarchal sein muss. Man hätte ja auch eine matriarchale Kultur drüberstreuen können – ein Kriegerinnenvolk, zB – oder zumindest ein, zwei Häuser zeichnen können, in denen sich Männer und Frauen auf Augenhöhe begegnen? Anlässlich der finalen Staffel von GoT hat sich Olivia Paez von bookriot der Frage der gewaltvollen Übergriffe auf Frauen in GoT gewidmet, eine wie ich finde sehr gelungene Analyse. Mehr Links am Ende des Texts!
Game of Thrones und Wein
Gut, das war der feminist killjoy (© Sara Ahmed) Part dieses Blogs und jetzt geht es um WEIN! Weil natürlich fragt ihr euch sicher alle: Was soll ich bitte trinken, während ich dem Kampf um den Iron Throne zuschaue? Schließlich wird in GoT ja auch ordentlich gebechert – wie in dieser Compilation auf YouTube schön zusammengefasst ist. Sie dauert immerhin über neun Minuten! Auch die Leute vom “A Wiki of Ice and Fire” (das sich an den Büchern orientiert, nicht an der Serie) haben keine Mühen gescheut und dieses kleine, aber feine Verzeichnis angelegt, in dem man nachlesen kann, wer wann wo welche Art von Wein trinkt. Hier erfährt man zB, dass die berühmtesten Weine aus Westeros auf der Insel Arbor angebaut werden, darunter ein angeblich sehr guter Weißwein namens “Arborgold”. Das Haus Rothweyn, das auf Arbor herrscht, trägt sogar Weintrauben am Wappen. Die Dornish allerdings greifen zu schweren Rotweinen und können nur lachen beim Anblick der Rotweine aus Arbor, sie nennen sie “rotes Wasser”. Wein-Trivia at its best, ich bin begeistert!
Wein und Game of Thrones ist also ein aufgelegtes Thema. Und, surprise – das hat HBO erkannt und tatsächlich eine offizielle GoT-Wein-Edition produzieren lassen! Ja, wirklich, ihr findet sie hier. Dabei handelt es sich um eine Kooperation mit dem kalifornischen Winzer Bob Cabral, der mit diesen Spezialweinen den Charakteren und den unterschiedlichen Teilen von Westeros Ausdruck verleihen möchte. Die fantastische Sommelière und YouTuberin Whitney Adams hat die Weine getestet.
Welcher Wein aus Österreich zu Game of Thrones?
Wer diese Weine nicht kaufen möchte, kann sich zum Glück auch anderswo einen passenden Tropfen besorgen. Westeros ist groß und die Weinbauangebiete durchaus divers, wenn auch mit einer Tendenz zu südlichen Anbaugebieten. So etwas Resches wie einen Weinviertler Grünen Veltliner gibts also eher nicht in der GoT-Welt. Dafür kann man beherzt zu sonnengereiften Burgundersorten greifen (Weiß- oder Grauburgunder aus dem Seewinkel, würde ich sagen) oder, wers lieber Rot mag, zu einem kräftigen und fruchtigen Rotwein zB einem Blaufränkisch vom Eisenberg im Südburgenland. YAS, Burgenland all the way! Und für alle Fans von “Ursprünglichkeit” sind GoT-Screenings die ideale Gelegenheit, den Naturwein herauszuholen. Weil, so stell ich mir zumindest vor, Naturweine kommen vielleicht am ehesten an das heran, was man so im Mittelalter getrunken hat an vergorenen Traubensäften, und GoT ist schließlich sehr angelehnt an Mittelalter-Fantasien. Also raus mit den Orange Weinen, den vins artisanaux und, ja, why not, den Pet Nats, es gibt immerhin ein Finale zu begießen! Naturweine sind ein eigenes Kapitel, ich finds urspannend und würd mich gern mehr damit beschäftigen. Für alle, die in Wien wohnen: Die Haberer vom Weinskandal sind Experten auf dem Gebiet, sie machen auch regelmäßig Tastings (Verkostungen auf hip) rund um Naturwein.
Was ich trinken werde? Ich hab letztens am Kutschkermarkt Helmut Bernthaler, einen Winzer aus Gols (ja, wieder Burgenland, I can’t help it), kennengelernt, der uns seine Weine kosten hat lassen, sie waren alle außergewöhnlich gut. Zwei seiner Weine habe ich zu meiner GoT-Weinbegleitung erkoren: Den “Rother”, eine Cuvée aus viel Zweigelt und bissi Pinot Noir, und den “Gülden” – ein Grüner Veltliner, seine “Version eines Orange Weines für Einsteiger und eine Hommage an das Weinmachen von früher”. Beide sind Naturweine, beide sind charakterstark, und beide tragen historische Karten vom Seewinkel aus dem 17. Jahrhundert am Label (das Auge trinkt ein bissi mit, oder?). Mal schauen, wie viele Folgen diese beiden Flaschen ausgeben (simma sich ehrlich, wahrscheinlich nicht viele) und was dann noch so ins Glas kommt, oder soll ich sagen ins Trinkhorn?
In diesem Sinne – gute Unterhaltung!
Zum Weiterlesen/Weiterschauen:
“Game of Thrones Season 7 is Feminist, But Only For One Kind of Woman” (essentialistisch-feministische Kritik)
“Game of Thrones is not for feminists”
“The ‘Game of Thrones’ world must abandon the patriarchy, or die”