An meinen ersten Wein erinnere ich mich gar nicht. Wahrscheinlich war es ein Sekt Orange auf irgendeiner Familienfeier. Vielleicht auch ein billiger Rotwein auf einem Festival. Seitdem ist jedenfalls viel Wasser die Donau hinuntergeflossen! Jahrelang habe ich Wein getrunken, wie man ihn halt trinkt: in Wohnzimmern von Freund_innen, in Lokalen, beim Heurigen, beim Fortgehen, und gerne auch gespritzt. Im Supermarkt habe ich immer wieder zur gleichen Flasche gegriffen – wie so viele hatte ich einfach gewisse “go-to”-Weine.
Letzten Sommer war ich mit meinem Liebsten in Georgien. Dort, in einem Land, das sich damit rühmt, die älteste und reichste Weinkultur zu haben, habe ich natürlich auch Wein getrunken: zum Essen, mit Freund_innen, und auf einem großen Weingut. Und dann gab es meinen ersten qvevri – einen Wein, der in der Amphore vergärt und ausgebaut wird. Oh, der hat so anders geschmeckt als jeder Wein, den ich jemals zuvor getrunken haben! Ich war fasziniert und habe so viele Flaschen mitgenommen, wie der Zoll erlaubt. Zurück in Wien, habe ich bewusst meine “go-to”-Weine links liegen gelassen und andere Weine ausprobiert. Ich habe ein bisschen über Wein gelesen und eines Abends im Oktober 2017 gemeinsam mit meinem Liebsten beschlossen, dass wir unser Weinwissen praktisch erweitern wollen: Indem wir zwei Jahre lang keine Flasche Wein ein zweites Mal für uns kaufen. Davon erhoffe ich mir, meine Geschmacksnerven zu schulen, herauszufinden, was typisch ist für verschiedene Rebsorten, welche Rolle der Boden, die Lage – das terroir – spielt, und was unterschiedliche Ausbauarten auszeichnet – also einfach, mehr über Wein zu erfahren! Natürlich macht so ein Projekt nur Sinn, wenn es auch gut dokumentiert wird: So ist @valerietrinktwein entstanden.
Mein Fokus liegt auf regionalen Weinen, auf autochthonen Rebsorten und biologischer, nachhaltiger Landwirtschaft. Ganz einfach, weil ich der Meinung bin, dass das Gute manchmal wirklich sprichwörtlich “so nahe” liegt, und dass ein respektvoller und weitsichtiger Umgang mit Umwelt und Natur auch einem Wein gut tut. Zum Glück lebe ich in Österreich, in Wien – übrigens europaweit der Stadt mit der meisten Weinproduktion innerhalb ihrer Grenzen! – und habe daher auch unter Beachtung dieser selbstauferlegten Kriterien eine reiche Auswahl an Weinen. Wenn ich im Ausland bin, koste ich mich mit großer Freude dort durch das regionale Angebot, und nehme das ein oder andere Flascherl mit nach Hause.
Ein weiteres Kriterium für die Auswahl der Weine, die ich (ver)koste, ist der Preis: Vor Antritt meiner Weinreise kam es mir absurd vor, welche Unsummen Menschen offensichtlich bereit sind, für eine Flasche Wein zu zahlen. Mittlerweile habe ich mehr Verständnis dafür, weil es sich bei der Weinproduktion um eine hochkomplexe Angelegenheit handelt (i never knew just HOW hochkomplex), zwischen manchen Weinen wirklich Welten liegen – und nicht zuletzt, weil auch in der Weinwelt das Marketing und die Marke etwas wert sind und mitgezahlt werden wollen. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass der Preis nicht den Wein macht, und ich auch im unteren Preissegment – nämlich unter EUR 15 – schöne, spannende und sortentypische Weine für meine Weinreise finden kann. Selbstverständlich kommt es vor, dass ich dann doch einmal ein Glaserl von einem hochpreisigeren Wein koste oder sogar eine teurere Flasche kaufe, wenn sie mich besonders anlacht. Man ist ja nicht ihre eigene Feindin.
Diese Kriterien sind nicht mehr, aber auch nicht weniger als Wegweiser. Insgesamt geht es mir immer um den Genuss eines guten Achterls, und um die Freude an der Vielfalt.
Das war die Idee von @valerietrinktwein in a nutshell – ich freue mich, wenn du auf meine Weinreise mitkommst!