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“Zum Weinmachen braucht man immer eine Idee.”

Und, im Fall von Mathias Hirtzberger, auch eine gewisse Portion Mut: Nach einem BWL-Studium und ein paar Jahren im Finanzsektor hat er den “Ruf des Weingartens” vernommen und sich entschlossen, gemeinsam mit seiner Frau Hanna kopfüber ins Winzer_innenleben zu springen. Dieses Jahr feiert ihr Weingut, die Weinhofmeisterei in Wösendorf in der Wachau (was für ein Stabreim!), seinen fünften Jahrgang und gleichzeitig seine tatsächliche Eröffnung. Die letzten zwei Jahre haben die zwei Haus gebaut (sehr fesch ist es geworden) und im April – nur kurze Zeit nach der Geburt ihres Erstgeborenen – wurde eröffnet. Ich war heute bei ihm auf Besuch, hab mit einem Golfwagerl (“In Wösendorf kommt auf zehn Einwohner ein Golfwagerl!”) die Weingärten erkundet und durfte mich dann quer durch die Orts- und Lagenweine kosten!

“Als Sohn eines Alt-Obmanns…”

Bei manchen klingelts beim Namen “Hirtzberger”: Mathias kommt aus einer Winzer_innenfamile. Die Familie Hirtzberger ist eine alteingesessene Familie in Spitz, sein Bruder Franz hat das Weingut des Vaters Franz senior übernommen. Ebenfalls der Familie Hirtzberger gehört das Restaurant Hofmeisterei in Wösendorf. Nicht zu verwechseln mit “Weinhofmeisterei”! Diese nimmt auf den Beruf des “Weinhofmeisters” Bezug – das ist jemand, der ihm anvertraute Weingüter pflegt und bewirtschaftet. Ob die Endunng “-erei” in der Tradition des Hipster-Jargons von vor ca. zwei Jahren gewählt wurde (“Lieferei”, “Markterei” & Co), habe ich vergessen zu fragen, aber ich habe fast das Gefühl nicht. Weil Mathias Hirtzberger ist im besten Sinne kein Hipster.

Er macht auf 10ha Wein und setzt dabei aufs Handwerkliche: “Ich glaube, dass wir das besonders gut können.” Tatsächlich klingt es recht aufwändig, wenn er beschreibt, wie z.B. die Lese so abläuft. Im Schnitt dauert sie sechs bis sieben Wochen, dabei werden alle Rebstöcke mehrmals per Hand abgeerntet, damit die übrigen Weintrauben nachreifen können. Die Erntehelfer_innen kommen teilweise aus der Wachau und teilweise extra angereist – aber quasi zum “Lese-Urlaub”, nicht als billige Saisonkräfte aus Rumänien oder der Türkei. Mathias und Hanna ziehen die Lese “ein bisschen wie ein Event” auf, mit gemeinsamem Mittag- und Abendessen und gemütlichem Beisammensein nach getaner Arbeit. Sehr clever, muss ich sagen. Die Erntehelfer_innen sind übrigens zum Großteil schon in Pensionsalter!

“Mein Traumwein ist einladend und zugänglich – wie die Wachau.”

Außerdem soll der Traumwein von Mathias Hirtzberger etwas von gelben Früchten haben – ja, auch Marille, ich mein, es ist immerhin die Wachau – und “hinten nach ordentlich Druck”. Wichtig ist ihm bei einem Wein die Eleganz. Eines seiner Vorbilder in der Wachau ist im Übrigen das Weingut Prager wegen dessen feinen, geradlinigen Weinen. Diese Ideale ziehen sich durch die Weine der Weinhofmeisterei: Alle Weine, die ich gekostet habe, waren sehr elegant, prononciert, mit einer feinen Struktur. Teilweise ziemliche Fruchtbomben (hallo, junger Riesling) und teilweise ultra samtig und würzig (hello, Grüner Veltliner Smaragd aus 2016). Unter dem Label “Weinhofmeisterei” abgefüllt werden übrigens ausschließlich die Gallionsfiguren unter den Wachauer Rebsorten: Grüner Veltliner und Riesling.

Weinglas

Die Flaschen sind hoch und schlank (muss man das eigentlich in der Wachau?) und werden geziert von einem Label, welches die Wiener Design-Agentur Liga auf Basis des barocken Wappens des Stifts St. Florian entworfen hat. Die “Wappenweine” (“Ortsweine”, sagt Mathias – also Weine, die aus Rebsorten aus verschiedenen Gärten eines Ortes gemacht werden, Lagen dürfen auf einem Ortswein keine stehen), heißen nach Elementen aus diesem Wappen: Stab, Treu, Greif und Zier. Die Lagenweine heißen, no na ned, nach den Lagen. Die beiden Hauptlagen heißen übrigens, verwirrenderweise, “Kollmütz” und “Kollmitz“. Die Lieblingslage von Mathias ist ganz oben am Kollmitz-Hang, wo die Böden besonders viel Löss haben (untypisch für die Wachau!).

Auf die Frage, wo er am liebsten Wein machen würde, wenn er es sich aussuchen könnte, meint Mathias, dass er es bei sich in der Wachau eigentlich eh ziemlich super findet. Dann aber räumt er ein, dass ihn die kühlen Lagen Südtirols doch auch ziemlich reizen würden.
Für den Moment ist es jedenfalls gut, dass er Wein macht, wo er eben Wein macht. Ich wünsche den Hirtzbergers alles Gute und bin gespannt auf die kommenden Jahre!