Vor einiger Zeit schon bin ich dank G’schickter Wein auf das Weingut Faber-Köchl und auf deren tolle Cuvées aufmerksam geworden. Am ersten Sonntag in der Winterzeit war es dann endlich soweit: Wir haben uns zusammengepackt und sind ins Weinviertel gefahren, um Maria Faber-Köchl zu besuchen, die dort mit ihrer Tochter Anna auf 10ha Boden das Weingut schupft.
“Ein Wein soll danach schmecken, wo er herkommt.”
Maria ist eine verhältnismäßig spät berufene Winzerin: Sie war 35 Jahre alt und hatte drei kleine Kinder, als sie gemeinsam mit ihrem Mann Martin Faber, einem Weinviertler Landwirten, eine gemischte Landwirtschaft mit 12ha, darunter 1,2ha Weingärten, erbte. Aufgrund ihrer Betreuungspflichten musste Maria sich zu diesem Zeitpunkt beruflich umorientieren und einen Job finden, der ihr erlaubte, in häuslicher Nähe zu bleiben. Und da waren diese Weingärten. Eine Weile zögerte sie, sich wirklich in das Abenteuer Weinbau zu stürzen, aber dann tat sie es. Und zum Glück tat sie es, kann ich an dieser Stelle sagen!
Nach und nach kamen mehr Hektar dazu, wurden eingetauscht, gepachtet, gekauft. Das war nicht immer einfach: Manche Winzer und Landwirte fanden es nicht ganz so prickelnd und unterstützenswert, dass sich eine Frau als Winzerin etablieren wollte, und waren nicht unbedingt kooperativ beim Bodentausch. Aber etabliert hat Maria sich: Mittlerweile hat das Weingut 10ha Weingärten, die rund um den kleinen Ort Eibesthal verspragelt liegen.
Seit 2015 ist Marias Tochter Anna, studierte Önologin, mit von der Partie. Mutter und Tochter haben eine klare Aufgabenteilung: Maria kümmert sich um den Vertrieb der Weine und Anna hat den Überblick über Weingärten und Weinkeller. “Frauenpower” ist das Motto der beiden Winzerinnen, und das strahlen sowohl sie, als auch ihre Weine, aus.
“Rebstöcke sind wie Menschen: Sie müssen gesund sein, um sich gegen schädliche Einflüsse gut wehren zu können.”
Maria und Anna stecken viel Herzblut in ihre Weine. Die Lese machen sie ausschließlich händisch, was sehr arbeitsintensiv ist und die Unterstützung von Saison-Arbeitskräften braucht. Jährlich kommen auch freiwillige Helfer und Helferinnen zur Lese auf das Weingut. Die beiden Winzerinnen begegnen ihren Rebstöcken mit viel Respekt, seit der heurigen Ernte sind die Weine des Weinguts Faber-Köchl ganz offiziell bio-zertifiziert. Sehr bewusst ist ihnen, was der Klimawandel für Auswirkungen auf ihre Tätigkeit als Winzerinnen hat bzw. haben wird. Schon jetzt haben sie mit den extremer werdenden Jahreszeiten – sehr heiße, trockene Sommer, dann sehr viel Niederschlag in kurzer Zeit – zu tun und beobachten, dass insbesondere DIE Weinviertler Rebsorte, der Grüne Veltliner, darunter zunehmend leidet. Vor kurzem hat Anna ihre Bedenken in einem sehr lesenswerten Text zusammengefasst und einen klaren Appell an die (Umwelt-)Politik formuliert.
“Unsere Weine sollen immer Lust auf ein zweites Glaserl machen.”
erklärt Maria bei der gemeinsamen Jause, wo ihr Mann Martin uns herrlichen Speck und Schinken von den Turupolje-Schweinen aus eigener Haltung und Produktion auftischt. “Sie dürfen ruhig Ecken und Kanten haben, aber der Genuss soll im Mittelpunkt stehen.” Die Hauptrebsorte des Weinguts Faber-Köchl ist, wie könnte es im Weinviertel anders sein, der Grüne Veltliner, der 50% ihrer Weingärten ausmacht. Besonders viel Freude haben die beiden Winzerinnen aber am Cuvetieren. Dabei setzen sie unterschiedliche Ausbauarten – Holzfass, Stahltank und Maischegärung – ein, um das Beste aus diesen drei Welten zu Cuvées zu kombinieren. Pure Orange Wines sind den beiden ein wenig zu steil – maischevergorene Weine setzen sie ein, um ihren Weinen mehr Struktur, mehr Würze und einen längeren Nachhall zu verpassen.
Herzstück ihrer Weine ist demnach das “Köchl-Verzeichnis”: Eine rote und eine weiße Cuvée, die nach Musikstücken von Mozart benannt sind. Angelehnt ist das Konzept natürlich an das Köchel-Verzeichnis, in dem Marias Namensvetter Ludwig von Köchel Mozarts Werke ordnete und archivierte. Maria teilt zudem ihren Geburtstag mit dem großen Komponist. Köchl-Verzeichnis 507, “Heiterkeit und leichtes Blut”, vereint Zweigelt und Merlot zu einem runden, vollen, wunderbar beerigen und gerade richtig würzigen Trinkerlebnis. Die weiße Cuvée, Köchl-Verzeichnis 508 “Auf das Wohl aller Freunde”, lässt Herz und Gaumen hüpfen: Eine fantastisch fruchtige, nach reifem, gelbem Obst duftende Kombi aus Grünem Veltliner, Weißburgunder und Riesling, verspielt und lustvoll wie eine Mozart-Melodie. Beide Cuvées machen definitiv Lust auf ein zweites Glaserl! Aktuell arbeiten die beiden an einer “Exklusiv”-Linie des Köchl-Verzeichnisses. Ich durfte schon hineinschmecken und kann euch sagen, da kommt was sehr Schönes!
In Wien kann man die Weine vom Weingut-Köchl zB im Käseland am Naschmarkt bekommen, bei der Weinviertlerie am Schwendermarkt oder bei der Niederösterreich-Vinothek VINOE im achten Bezirk. Wer Lust bekommen hat, die Winzerinnen auf ihrem Weingut zu besuchen, hat zB Anfang am zweiten Adventwochenende dazu die Möglichkeit: Am 7. und 8. Dezember präsentieren Maria und Anna ihre Schaumweine, Rosecco und Frizzante.
Zum Weiterlesen / Weiterschauen:
Valerie im Gespräch mit Maria Faber-Köchl auf Instagram-TV
“Warum der Klimawandel meine Existenz bedroht” – Text von Anna Faber
Weingut Faber-Köchl auf Instagram
Rosecco- und Frizzantepräsentation am 7. und 8. Dezember
Verkaufsstellen des Weinguts Faber-Köchl
Faber-Köchl bei G’schickter Wein