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“Mmmh. Mein erster dieses Jahr!” – “Oh, bei mir schon der zweite!” (Gelächter). Solche Gespräche habe vermutlich nicht nur ich dieses Wochenende geführt. Es geht um, richtig: Glühwein.

Zuerst mal ist es der Juristin in mir ein Anliegen, eine kleine Begriffsklärung vorzunehmen: Hier ist die Rede von Glühwein – also heißer, gewürzter und nach Belieben gesüßter Wein. Nicht zu verwechseln, bitte, mit Punsch! Bei Punsch handelt es sich auch um ein alkoholisches Heißgetränk, jedoch hat Punsch zumindest in seinem Ursprung genau nix mit Wein zu tun. Er kommt ursprünglich aus Indien und der Name “Paañch” heißt “fünf” auf Sanskrit ( – womit auch das Rezept schon fast verraten wäre, denn Punsch besteht aus fünf verschiedenen Zutaten, das sind traditionell Tee, Arrak (Schnaps), Zucker, Zitrone und Wasser. Diese Unterscheidung zwischen Punsch und Glühwein wird umgangssprachlich regelmäßig verschwurbelt, ist aber nicht unwesentlich! Mir zum Beispiel kommt höchstens unabsichtlich ein Punsch ins Häferl, weil der, den man kaufen kann, ist meistens völlig maßlos gesüßt und aromatisiert. Selbstgemachten Punsch lasse ich mir schon eher einreden (und immer lieber Orange als Beeren, am Rande bemerkt). Dass es auf Christkindl- und Weihnachtsmärkten eher Punsch als Glühwein gibt, ist nicht weiter verwunderlich: Punsch lässt sich easy strecken und der Geschmack von billigem Fusel ist schnell übertüncht mit einer ordentlichen Portion Zucker. Man könnte auch sagen: gepantscht (get it!?). Er macht außerdem schnell rauschig (wegen der warmen Temperatur und dem Zucker, den Rest bitte MedizinerInnen fragen), was den Standl-BetreiberInnen dann wiederum zu Gute kommt, weil prompt ist das nächste Häferl bestellt. Gewasserter Glühwein wiederum ist erstens als solcher erkennbar und zweitens teilweise sogar verboten (in Deutschland, angeblich).

Ich hab mich eh schon geoutet – ich greife wenn, dann zum Glühwein. Es wird gemunkelt, dass Glühwein bereits in der Antike von den RömerInnen getrunken wurde, und zwar unter dem klingenden Namen Conditum Paradoxum. Also quasi widersprüchliches Gewürz. Das entspricht auch ein bisschen meiner Einstellung zu Glühwein, das passt also gut. Weil wie bei so vielem gilt bei Glühwein: Also wenn er gut gemacht ist…

Rezept

Also gut. Wer gerne Glühwein trinken möchte, dem und der empfehle ich, ihn sich selbst zusammenzurühren. For the obvious reasons. Ich meine, das hier ist ein Weinblog. Und wer sich selbst einen Glühwein kocht, kann kontrollieren, welcher Wein oder welche Weine im Häferl landen. Und daran habt ihr wahrscheinlich ein Interesse, wenn ihr den Text bis hier her gelesen habt.

Man nehme einen Wein nach Wahl – ich sage ausnahmsweise nicht “anything goes”, weil um manche Weine wäre es echt zu schade. Es muss ein Wein sein, der den Gewürzen irgendwie standhalten kann und am besten fruchtbetont ist, wegen der Balance. Wenig Säure ist empfehlenswert, weil Säure und Wärme sind nicht so die super Kombo. Barrique, also die Lagerung in Holzfässern, ist auch zu vermeiden. In Frage kommen für Rotweine daher zB ein junger Zweigelt, Merlot oder Blauer Portugieser, bei Weißweinen wären Müller-Thurgau, Weiß– oder Grauburgunder eine gute Wahl. Es kommt natürlich immer auf den konkreten Wein, Ausbauart, Lage usw. an. Beim Glühwein-Mischen darf man sich in der eigenen Küche auch gern beim Küvettieren versuchen – also ruhig mischen und schauen, was gut passt!

Dann gebe man den Wein mit Gewürzen in einen Topf – die Klassiker sind Zimt, Nelken und Sternanis. Ich würde sofort auch zu Kardamom greifen, andere fänden vielleicht ein bisschen Ingwer fein oder Muskatblüte. Zitrus-Schalen und Pfeffer eignen sich auch gut. Aber Achtung vor Überwürzung – die Gewürze sollen einen guten Wein ja im Idealfall unterstützen oder ergänzen, aber nicht völlig übertönen. Dass der Wein pur anders schmeckt, ist eh klar, und da darf sich bitte niemand wundern.

Dann stelle man den Topf auf den Herd und erhitze das Gemisch langsam, langsam. Der Wein darf nicht kochen, da verdampft nämlich der Alkohol. Also bitte nur bis 80 Grad, und dann noch eine Weile bei geschlossenem Deckel ziehen lassen. Auch eine Möglichkeit: Über Nacht ziehen lassen und dann nochmal erhitzen.

Wer nicht selber mischen mag, kaufe den Glühwein von G’schickter Wein, den gibts in Weiß und Rot. Bei dem Preis kommt man auf ca. drei Euro das Häferl – gar nicht bis kaum teurer als selbstgemischt, aber bestimmt um LÄNGEN besser als die allermeisten Fertigmischungen und als Weihnachtsmarkt-Gemische sowieso.

Meine Lieblings-Weihnachts-Märkte in Wien

Weil es aufglegt ist – hier eine nicht-abschließende Liste meiner Lieblingsweihnachtsmärkte in Wien:

1. Klassisch: Alt-Wiener Christkindlmarkt auf der Freyung

Hier treffen in Pelz gehüllte Hofratswitwen auf TouristInnen auf WienerInnen, die im ersten Bezirk arbeiten auf mich. Es gibt qualitativ hochwertiges Klimbim, zB Bunzlauer Keramik und feine Natur-Seifen von Karin Scholz-Knauer.

2. Hip: Akademie-Wintermarkt

The place to be für die Hipsteria. Wer kreative Weihnachtsgeschenke sucht oder einfach nur sehen und gesehen werden will, ist hier goldrichtig. Ist schon vorbei allerdings. Upsi.

3. Gemütlich: Weihnachtsmarkt im Türkenschanzpark

Ein Heimspiel für mich. Zugegeben, das Angebot ist eher auf der konventionellen Seite – bissl Trash, bissl Kekserl, bissl Ethno-Mützen. Aber dafür im schönsten Park Wiens.

4. Originell: Adventmarkt der Wiener Linien in der Remise

War ich noch nicht dort – steht auf meiner Liste!

5. Traditionell: Weihnachtsmarkt Klosterneuburg

Bissl außerhalb von Wien, bissl ländlich (wenns schneit, bleibt der Schnee hier eher liegen als in Wien), aber immer noch gut angebunden. Für einen Wochenend-Nachmittagsausflug ideal geeignet.