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Woche 8 – Ausnahmesituation noch nicht vorbei

Woche 8 seit den Maßnahmen rund um die Pandemie. Ja, erste Lockerungen sind passiert. Vorsichtig trifft man sich wieder – zum Spazierengehen im Park oder am Balkon, wenn man einen hat. Die Lieblingslokale melden sich wahlweise aus der Schockstarre oder aus der Social Media Welt: Bald können sie wieder öffnen. Werden sie wieder öffnen. Dennoch ist eine Rückkehr zur “Normalität” eine Illusion. Bis es eine Impfung oder eine wirksame Behandlung gibt, wird sich nicht so richtig viel ändern (können). Was das heißt? Die “neue Häuslichkeit” bleibt auch weiterhin Programm. Sorgen sind nicht von heut auf morgen verflogen.

Seit Wochen verbringen viele Menschen viel Zeit daheim, ob auf Kurzarbeit oder im Home Office oder plötzlich auf Arbeitssuche. Viele Menschen allein – andere eng gedrängt. Manche sind zu ihren Eltern gezogen. Manchen bricht ihr gesamtes Einkommen weg, andere brauchen ihr Erspartes auf. Noch andere müssen sich Sorgen machen um kranke Verwandte – oder um sich selbst, weil sie arbeiten gehen müssen (hi, “systemrelevante Berufe”!) und ihre sozialen Kontakte nicht “einfach” runterschrauben können. In jedem Fall ist es für alle eine anstrengende, mühsame und oft überfordernde Zeit. Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation.

Alkohol wird in Österreich hochstilisiert zum ultimativen Seelentröster

Running Gags machen in den Social Media die Runde – Rotwein statt Kaffee im Häferl beim Online Meeting (toller Trick, haha!), am Nachmittag schon Gin Tonic trinken, weil, eh wurscht, sieht niemand, verurteilt niemand! Bei diesen Witzen geht’s natürlich darum, sich Erleichterung zu verschaffen – auch andere suchen gerade Trost und Sicherheit, wollen kurz vergessen, was “da draußen” oder auch nur im Zimmer nebenan grad passiert. Wollen sich kurz keine Sorgen machen müssen. Haben besch*** Tage. Da scheint der Griff zur Flasche irgendwie logisch. Wer hat nicht schon mal gesagt: “Uff, heut brauch ich echt ein ordentliches Glas Wein!” (oder Bier oder whatever rocks your boat). Ich lehne mich bestimmt nicht aus dem Fenster, wenn ich sage: Alkohol wird in Österreich hochstilisiert zum ultimativen Seelentröster.

Und, ihr wisst was kommt, ich pack jetzt die Spaßbremse aus: Alkohol ist kein Trost. Alkohol löst keine Probleme (im Gegenteil – es kann sogar ordentlich welche produzieren). Alles 1000-mal gehört, wir wissen es alle. Aber trotzdem machen Witze wie die oben genannten die Runde, und wir akzeptieren das, lachen vielleicht auch noch über die Person, die sich eine ganze Weinflasche ins Glas leert, weil sie heute “einen richtig schlechten Tag” hatte. Weil wir irgendwie mitfühlen, mit ihr. Besonders in dieser seltsamen Zeit – wo nicht klar ist, wie es weitergehen wird, wo viele von uns regelmäßig schlechte Tage haben.

WIE man trinkt ist entscheidend

Ist das jetzt ein Plädoyer gegen das Trinken? Nein! Na klar kann man Wein trinken! Ich brauch echt nicht reden – Wein ist mein intensivstes Hobby momentan. Mein netter Zusteller bringt mir fast wöchentlich Wein, es stapeln sich die Kartons (aber auch die vollen Flaschen – so schnell, wie Wein gerade bei mir ins Haus trudelt, bin ich echt nicht mit dem Trinken). Aber: Wie bei so vielen Dingen (I wanna say: bei allen!) im Leben kommt es auch beim (Wein)Trinken darauf an, WIE man es tut.

Ich hab nämlich eine Regel: Wenn ich merke, dass es mir schlecht geht, ich mich nicht wohl fühle, ich traurig bin, dann trink ich bestimmt keinen Wein. Zum Glück stehen mir diverse Möglichkeiten offen, mit unangenehmen Gefühlen umzugehen. Badewanne, Yoga, Telefonieren, Spazierengehen. Schlafen. Ich weiß, ich bin privilegiert, dass ich das auch in Zeiten von Corona kann. Andere haben diese Möglichkeiten nicht. Das seh ich. Aber irgendeine Möglichkeit gibt’s immer. Ich widerspreche also dem alten Banger: “Es wird kein Wein sein!”.

Wein ist Lebenslust!

Weintrinken ist für mich, ich weiß es klingt kitschig, Lebenslust. Wein ist Genuss. Wein ist Feiern, Wein ist Freude. Und deshalb trinke ich Wein nur, wenn es mir gut geht. Wenn ich auf etwas anstoßen will, mich an etwas oder für jemanden freue. Ja, es stimmt, ab und zu feiere ich auch einfach nur das Ende eines Arbeitstag. Und wenn es nur ist, um die Freizeit zu feiern, um zu feiern, wie gut es mir geht, wie schön mein Leben eigentlich ist.